Ausstellung
Ausstellung im Depot der Sammlung SpallArt, Salzburg
April bis Oktober 2025
Stefan Moses, "Ankunft der Kraushaar-Collection N. Y., München", Mai 1968
Der menschliche Körper in all seinen Facetten steht im Mittelpunkt der aktuellen Ausstellung im Depot der Sammlung SpallArt in Salzburg. Die Auswahl zeigt außergewöhnliche Bildkompositionen die die Schönheit, Kraft und Verletzlichkeit des Körpers erkunden. Entdecke den menschlichen Körper aus neuen Perspektiven von frühen Bewegungsstudien eines Eadweard Muybridge über Tanzfotografien von Barbara Morgan, Ellen Auerbach und James Welling bis hin zur Bewegung des Körpers im Schlaf, festgehalten in Langzeitaufnahmen von Paul Maria Schneggenburger, Körperexperimente der Wiener Aktionisten Günter Brus, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler und sowie Körperfesselungen von Nobuyoshi Araki, ikonische Aktfotografien von Rudolf Koppitz, Edward Weston und František Drtikol, der weibliche Körper in seiner gesellschaftlichen Dimension in Bildern von Aria Watson, Valie EXPORT, Anna Jermolaewa und vieles mehr. In gewohnter Vielfalt und Breite an Motiven, Epochen und Techniken werden die Werke im Depot der Sammlung präsentiert, es bietet sich so auch ein interessanter Blick hinter die Kulissen einer privaten Kunstsammlung.
Fotoausstellung mit 150 Werken aus der Sammlung SpallArt im Depot
Jakob-Auer-Straße 8, 5020 Salzburg
kuratiert von Cäcilia Steinkellner
zur Ausstellung erscheint ein kostenloser Katalog
Geöffnet jeden ersten Samstag im Monat
5. April, 3. Mai, 7. Juni, 5. Juli, 2. August, 6. September und 4. Oktober 2025
jeweils von 11 bis 14 Uhr
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog
mit Arbeiten von:
Irene Andessner, Nobuyoshi Araki, Ellen Auerbach, Renate Bertlmann, Sabrina Biancuzzi, Lillian Birnbaum, Félix Bonfils, Manuel Álvarez Bravo, Rosa Brückl & Gregor Schmoll, Émile Brugsch, Günter Brus, Robert Capa, Roberto Cavalli, Lucien Clergue, (Justine) Colette, John Rivers Coplans, Josephus Daniel, Robert Doisneau, František Drtikol, Siegfried Enkelmann, John Everard, VALIE EXPORT, Sissi Farassat, Franz Fiedler, Karin Fisslthaler, Trude Fleischmann, Isabella Gherardi, Mario Giacomelli, Ralph Gibson, Nan Goldin, Alessa Grande, Ismene Grebe, Markus Guschelbauer, Miroslav Hák, Nguyen Ngoc Hanh, Bill Henson, Lotte Herrlich, Miloš Heyduk, Horst P. Horst, Bernhard Hosa, Hugo Jaeggi, Anna Jermolaewa, Adolf Katscher, Hannes Kilian, Jürgen Klauke, Martin Klimas, Rudolf Koppitz, Elke Krystufek, Mona Kuhn, Marie-Jo Lafontaine, Laryew, Saul Leiter, Edgar Lissel, Max Lohr, Franz Löwy, Stephan Lupino, Ingeborg Lüscher (Ying-Bo), Michelle Magdalena Maddox, Vivian Maier, Anja Manfredi, Till Megerle, Elfriede Mejchar, Jonathan Monk, Claudio Monteccuco, Inge Morath, Otto Muehl, Eadweard Muybridge, Joel Peck, Agnes Prammer, Man Ray, Stephan Reusse, Hans Robertson, Sheila Rock, Charlotte Rohrbach, Charlotte Rudolph, Albert Rudomine, Jan Saudek, Howard Schatz, Paul Maria Schneggenburger, Werner Schnelle, Rudolf Schwarzkogler, Fritz Simak, Jock Sturges, Miroslav Tichý, Miriam Tölke, Jan Vollmann, Wilhelm von Gloeden, Aria Watson, Todd Watts, James Welling, Cole Weston, Edward Weston, Kim Weston, Erwin Wurm, Robert Zahornicky und George S. Zimbel
Der fotografierte Körper
von Cäcilia Steinkellner
Der menschliche Körper ist für Fotograf:innen ein vielschichtiges und faszinierendes Motiv. Seit den Anfängen der Fotografie im 19. Jahrhundert hat sich die Art und Weise, wie der Körper dargestellt wird, stetig gewandelt. Reflektiert werden gesellschaftliche Normen, Schönheitsideale sowie politische und kulturelle Strömungen. Bodies – körperbetonte Fotografie der Sammlung SpallArt widmet sich diesem Thema anhand unterschiedlicher Kategorien, die die Bandbreite fotografischer Körperdarstellungen ausloten. Die fotografische Darstellung des menschlichen Körpers reicht von klassischen Aktaufnahmen über dynamische Bewegungsstudien bis hin zu fragmentierten, inszenierten und verfremdeten Körperbildern. Künstler:innen spielen mit Licht, Perspektive und Inszenierung, um Bedeutungen zu schaffen.
In den Anfängen der Fotografie wurde der menschliche Körper klassisch und idealisiert dargestellt. Die ersten fotografischen Akte lehnten sich an die Traditionen der Malerei und Skulptur an, wobei Künstler:innen versuchten, klassische Ideale von Schönheit und Ästhetik mittels sanfter Lichtführung und weichen Kontrasten festzuhalten, um eine malerische Wirkung zu erzielen. Mit der Entwicklung neuer fotografischer Techniken begann sich die Darstellung des Körpers zu verändern. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert führten Fotografen wie Eadweard Muybridge und Étienne-Jules Marey Studien zur Bewegung des menschlichen Körpers durch, die nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse förderten, sondern auch eine neue Art der Körperdarstellung ermöglichten.1 Künstler:innen der Avantgarde-Bewegungen nutzten die Fotografie, um mit ungewöhnlichen Perspektiven, Licht- und Schatteneffekten, sowie surrealen Elementen den Körper neu zu interpretieren. Für die Aktfotografie bedeutete die Erfindung und Verbreitung von Handkameras, verbesserten Objektiven und Filmmaterial, sowie die Möglichkeit von künstlicher Belichtung, eine größere Freiheit und mehr Flexibilität im Umgang mit ihren Motiven. Die Aktfotografie etablierte sich als eigenständiges Genre, das sowohl künstlerisch als auch kommerziell genutzt wurde. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Körper in der Fotografie zunehmend zum Ausdruck gesellschaftlicher, politischer und individueller Identitäten. Die dokumentarische Fotografie der 1960er und 1970er Jahre rückte den ungeschönten, realen Körper in den Mittelpunkt. Künstlerinnen, wie beispielsweise Nan Goldin, zeigten Menschen jenseits gängiger Schönheitsnormen und brachten damit gesellschaftliche Randgruppen ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Diese realistische und oft schonungslose Darstellung des Körpers diente als Gegenpol zur idealisierten Ästhetik der Mode- und Werbefotografie.2 Der Körper wurde somit verstärkt als Medium der Selbstinszenierung und des Protests genutzt, beispielsweise in den Fotoarbeiten von Künstlerinnen wie Cindy Sherman und Francesca Woodman. In der zeitgenössischen Fotografie ist die Vielfalt der Körperdarstellungen größer denn je. Themen wie Body-Positivity, Geschlechtsidentität und Diversität prägen die aktuelle visuelle Kultur. Fotograf:innen setzen sich mit normativen Körperbildern auseinander und hinterfragen etablierte Schönheitsideale. Ihr Interesse liegt nicht mehr in der „traditionellen“ Darstellung des Körpers. Es geht vielmehr darum, den Körper als „Fleisch und Blut“, verwundbar und individuell zu zeigen. Von der künstlerischen Inszenierung über die Dokumentation bis hin zur Selbstrepräsentation in sozialen Medien, zeigt der fotografierte Körper, wie komplex und vielschichtig menschliche Identität und gesellschaftliche Normen sind. Die Auseinandersetzung mit dem Körper in der Fotografie bleibt daher ein zentrales Thema, das immer wieder neue Perspektiven eröffnet.
Anmerkungen
1
William A. Ewing, „Faszination Körper. Meisterfotografien der menschlichen Gestalt“, Leipzig 1994, S. 12–30
2
Jean Clair, ‚Form, Fragment und Fleisch‘, in: William A. Ewing (Hg.), „Das Jahrhundert des Körpers. Figürliches Fotografieren“, Berlin 2000, S. 13–28