ohne Titel
Gelatinesilberabzug, getont auf Karton
vorderseitig im Bild signiert ("LH"), signiert ("Lotte Herrlich") am Karton
Lotte Herrlich war eine deutsche Fotografin, die sich in den 1920er-Jahren vor allem mit Aufnahmen aus der noch jungen Naturistenbewegung einen Namen machte. Die autodidaktische Fotografin fertigte ihre ersten Aufnahmen nach der Geburt ihres Sohnes, sie bildete sich weiter und fand über Landschaftsaufnahmen und Porträtstudien zur Aktfotografie. Ihre Bilder wurden in Zeitschriften verschiedener Verlage, insbesondere dem Lichtkampf-Verlag und dem Verlag für Schönheit verwendet. Daneben veröffentlichte sie zahlreiche Bücher zum Thema Aktfotografie und Naturismus.1
"[…] und als ich auch in die Geheimnisse der bildmäßigen Landschaftsphotographie eingedrungen war und einige kleine Erfolge zu verzeichnen hatte, wagte ich mich an das Höchste und Schwerste: den Akt. Gleich meine ersten Versuche, die Halbsilhouetten Flötenbläser und Eitelkeit - erwarb 'Die Schönheit'. Weitere folgten und bald war ich in der Lage, drei Sammelmappen mit Akten erscheinen zu lassen und drei Postkartenserien mit Kinderakten […] in erster Linie ist die Gestalt des reifen Menschen in ihrer vielseitigen interessanten Schönheit, die mich zu ernsterer Arbeit anregt […] an Modellen hat es mir dazu nie gefehlt, man brachte mir viel Vertrauen entgegen, und seltsamerweise gerade in gebildeten, vornehmen Kreisen weit mehr als von Seiten der Berufsmodelle, die ich aber auch bald ganz ausschalten konnte […] und wenn es auch nicht immer leicht ist, sich in Stellungen und Beleuchtungen nicht zu wiederholen, besonders, da ich nicht über ein Atelier verfüge, sondern die längste Zeit des Jahres nur auf zwei wenig große Zimmer angewiesen bin, so werde ich doch nicht müde werden, die liebliche, keusche Anmut des Mädchenkörpers, die kraftvolle, interessante Schönheit des muskolösen Männerkörpers mit Hilfe meiner Kamera darzustellen."2, schrieb Lotte Herrlich 1921 an Richard A. Giesecke, den Herausgeber der Zeitschrift "Die Schönheit"
"Die Schönheit – mit Bildern geschmückte Zeitschrift für Kunst und Leben" war eine deutsche Monatszeitschrift, die ab 1902 im gleichnamigen Verlag der Schönheit erschien. Die Zeitschrift war aufwändig gestaltet, auf Kunstdruckpapier hergestellt und bot die ersten "nacktkulturellen" fotografischen Aktabbildungen. Ab 1914 war der Dresdner Verlagsbuchhändler Richard A. Giesecke Herausgeber und verschob die Zeitschrift ins rechte Spektrum der Lebensreform. Es erschienen Aufsätze, kurze Essays, Novellen, Erzählungen und Gedichte, dazwischen zahlreiche fotografische Aktaufnahmen. Aus Furcht vor beruflichen Nachteilen nutzten auffällig viele Autor:innen und Fotograf:innen ein Pseudonym. So veröffentlichte zum Beispiel der Fotograf Franz Fiedler mit dem Pseudonym F. Relief.
Mit Themen wie Körperhygiene, Leibesertüchtigung und Nacktheit erschienen Abhandlungen zu einstigen und zeitgenössischen Schönheitskulturen, politische oder wirtschaftliche Fragen blieben dagegen unberücksichtigt. Die Themen Jugend, Kunst und Literatur zeigten jedoch erste rassenhygienische Ansichten zu Nacktheit und Schönheit, aus denen sich perfekte Körper ergaben. So erschien eine der letzten Ausgaben 1932 mit dem Aufmacher "Gesunde Frau – gesundes Volk!"3
(Christoph Fuchs)
Anmerkungen
1
vgl. dazu wikipedia, Lotte Herrlich (https://de.wikipedia.org/wiki/Lotte_Herrlich, aufgerufen 4.10.2024)
2
FKK Museum, online (https://www.michis-seiten.de/seite080.html, aufgerufen 4.10.2024)
3
vgl. dazu wikipedia, Die Schönheit (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Sch%C3%B6nheit, aufgerufen 4.10.2024)