"Maria mit den rotblonden Haaren"
C-Print auf Aluminium-Dibond auf Acrylglas (Diasec)
rückseitig signiert, betitelt, datiert und nummeriert
In der Serie Digitale Gemälde vagabundiert die Künstlerin in den Epochen der Kunstgeschichte mit der Absicht, Schnittstellen zwischen einer historischen und einer aktuellen Ästhetik auszumachen. Indem sie Gesichter aus bekannten Renaissancegemälden extrahiert und diese mit einem modernen Setting und Bildelementen, die eine zeitgenössische Sprache sprechen, ergänzt und in ein heutiges Idiom übersetzt, untersucht die Künstlerin Dorothee Golz historische und gegenwärtige gesellschaftliche Projektionen und Klischees in Bezug auf die Wahrnehmung und Darstellung von Frauen und Männern.
(Taxispalais, Kunsthalle Tirol)
Diese Memling-Madonna hat etwas unglaublich Zartes, Scheues, sie scheint mit ihrer Hand um einen Moment der Ruhe zu bitten und zu sagen: "Warte, ich bin noch nicht ganz bereit". Auch meine Maria mit den rotblonden Haaren braucht noch einen Moment. Sie hat sich noch nicht mit ihrem ganzen Körpergewicht auf dem Bett niedergelassen. Ein zarter Schmelz umgibt ihren weichen, kindlich-fraulichen Körper, in dem sie noch nicht ganz angekommen zu sein scheint. Die Anmut ihres malerisch kreierten Gesichtes breitet sich über die gesamte fotografische Szenerie aus und verleiht dem Bild einen besonderen Zauber. Die Madonnendarstellung Memlings vereint im gleichen Moment Dinge, die sich normalerweise ausschließen: Vergeistigung und Erotik.
(Dorothee Golz, 2015)
Die Verkündigung des Herrn, lateinisch Annuntiatio Domini, oder auch Mariä Verkündigung, ist ein christliches Hochfest und die Bezeichnung für das im Lukasevangelium (Lk 1,28) geschilderte Ereignis der Verkündigung durch den Engel Gabriel, dass die Jungfrau Maria den Sohn Gottes vom Heiligen Geist empfangen und ihn gebären werde. Die Szene ist durch die Jahrhunderte ein häufiges Motiv der Bildenden Kunst und besonders in der Renaissance vielfältig dargestellt. Die Darstellungen zeigen üblicherweise Maria und den Engel im Innenraum eines Hauses als Symbol für Marias Innerlichkeit, Keuschheit und Jungfräulichkeit. Die Verkündigung von Hans Memlingen (ca. 1465–1470) die Dorothee Golz als Vorlage diente befindet sich im Metropolitan Museum of Art in New York. "Dieses imposante Gemälde, eine der größten erhaltenen Darstellungen der Verkündigung, wurde höchstwahrscheinlich von Ferry de Clugny in Auftrag gegeben, dessen Familienwappen – zwei verbundene Schlüssel – den Teppich und das Glasfenster ziert. Ferry stiftete 1465 die Chapelle Dorée als Grabstätte in der Kathedrale Saint-Lazare in Autun und schmückte sie reichlich mit Kunstwerken, zu denen wahrscheinlich auch diese Tafel gehört. Die Komposition basiert auf einem Entwurf von Rogier van der Weyden. Möglicherweise wurde sie vor seinem Tod im Jahr 1464 in Auftrag gegeben und von Memling gemalt, der, wie die technischen Daten zeigen, ein Geselle in Rogiers Brüsseler Werkstatt war, bevor er sich 1465 in Brügge niederließ." (The MET, translated by deepL)
(Christoph Fuchs)