Ausstellung
Ob trutzige Baumriesen oder zarte Pflänzchen, knorrig oder biegsam, Eis und Schnee trotzend oder blühend im warmen Sonnenlicht, im unberührten Walddickicht oder urbanen Umfeld, der Anziehungskraft der Bäume kann sich niemand entziehen.
So hat der Baum Eingang gefunden in Philosophie, Religion, Literatur und Bildende Kunst.
Mit der Ausstellung Verzweigt zeigt die Städtische Galerie Rosenheim Fotografien dieser faszinierenden Lebewesen aus der Sammlung SpallArt. Aufnahmen aus der Frühzeit der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts, Arbeiten namhafter Künstler des 20. Jahrhunderts, wie Pablo Picasso, Mario Giacomelli und Martin Kippenberger, bis hin zu Aufnahmen renommierter zeitgenössischer Fotografen wie Thomas Struth widmen sich dem Thema Baum.
Singuläre Baumporträts, überwältigende Landschaftaufnahmen, Reisefotografien, Stadtansichten, nächtliche Szenerien spiegeln die vielfältigen Lebensräume der Bäume. Das Spektrum reicht von schier undurchdringbarer grüner Dschungelhölle bis hin zu durch Gärtnerhand zu Tode getrimmte Bäumchen und der zerstörerischen Kraft von Naturgewalten, etwa des Orkansturms „Kyrill“, der 2007 große Waldbestände in Europa zerstörte.
Dokumentierend, spielerisch verfremdend, aufrüttelnd, experimentell - eine Einladung zum Waldbaden in der Kunst der Fotografie.
geplante Ausstellungsdauer 16. Februar bis 28. März 2021
auf Grund der Corona-Ausgangsbeschränkungen in Deutschland musste die Ausstellung auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Städtische Galerie Rosenheim
Max-Bram-Platz 2, 83022 Rosenheim
Tel. 0049 8031/365 1447
galerie.rosenheim.de
Ein Baum kann viel bedeuten. Für den Dendrologen Alan Mitchell ist klar, was einen Baum auszeichnet und seine Definition ist für alle eindeutig nachvollziehbar: „Ein Baum ist eine holzige, ausdauernde Pflanze, die wenigstens eine Höhe von etwa sechs Meter erreicht; der Stamm kann sich schon sehr weit unten verzweigen, jedoch muss dies oberhalb des Bodens erfolgen.“ Für die Ökologie bedeutet der Baum wiederum Zukunft. Aktuell betont die Debatte zur Klimakrise, dass dem Baum eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Erderwärmung zukommt. Das Schicksal des Menschen scheint an jenes des Baumes geknüpft zu sein. Gleichzeitig lässt sich das Motiv des Baumes als Symbol menschlichen Daseins über Jahrtausende zurückverfolgen.
Beschäftigt man sich mit dem Baum in der Fotografie, so ergibt sich ein ähnlich vielfältiges und verzweigtes Bild. Eine stringente Problemgeschichte von 1839 bis heute lässt sich jedenfalls aufgrund der schieren Masse an Baumfotografien nicht formulieren. Es lohnt sich vielmehr, individuelle Pfade durch das Dickicht zu schlagen. Fokussiert man den Blick, so lässt sich in der frühen Geschichte der Fotografie ein Zeitfenster bestimmen, das dem Motiv des Baumes eine ganz spezifische Bedeutung zuweist. Gemeint ist der kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts (vor allem in Frankreich) erstarkte Gegensatz zwischen moderner Großstadt und unberührter Natur. Diesem Themenblock wird sich der erste Teil des vorliegenden Aufsatzes widmen. Darauf aufbauend wird es im zweiten Teil um die in der Ausstellung aufgefächerte Vielfalt von Fotografien des 20. und 21. Jahrhunderts gehen, die jeweils höchst individuelle Blicke auf das ebenso zeitlose wie aktuelle Thema des Baumes darstellen […]
(Nikolaus Kratzer)
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog
>> auf Issuu ansehen
mit Werken von:
Ansel Adams, Alfredo Barsuglia, Walter Bartsch, Max Baur, Herbert Bayer, Boris Becker, Adrian Bischoff, Sigismund Blumann, Félix Bonfils, Robert Bothner, Hugo Brehme, Wolf von dem Bussche, Harry Callahan, Alvin Lucien Clergue, Langdon Coburn, William Edward Dassonville, Alfred Eisenstaedt, Floyd B. Evans, Adolf Fassbender, Heinrich Freytag, Mario Giacomelli, Henry Gilpin, Robert F. Hammerstiel, Josef Hoflehner, Leopold Hugo, Axel Hütte, Anna Jermolaewa, Sanna Kannisto, Eeva Karhu, Herwig Kempinger, Martin Kippenberger, Fabian Knecht, Jens Knigge, Heinrich Koch, Nikolaus Korab, Angelika Krinzinger, Heinrich Kühn, Hans Kupelwieser, Bernard Lefebvre (Ellebé), Herbert List, Max Lohr, Elfriede Mejchar, Albert Monier, Barbara Morgan, Hermann Nitsch, Jaques Perconte, Marc Peschke, Pablo Picasso, Sabine Renger, Albert Renger-Patzsch, Jack Schneider, Werner Schnelle, Fritz Simak, Albert Steiner, Otto Steinert, Alex Stöcker, Jutta Strohmaier, Thomas Struth, Josef Sudek, Gerhard Trumler, Wouter Verbeylen, André Villers, Martin Walde, Sabine Weiss, Robert Werling, Carleton Eugene Watkins, Brett Weston, Cole Weston, Edward Weston und Robert Zahornicky