Ansicht vorne
Inv. Nr.S-1235
KünstlerAngelika Krinzingergeb. 1969 in Innsbruck, Österreich
Titel

"untitled"

aus der Serie: "Woodnotes"
Jahr2008
Technik

C-Print auf Aluminium

Bildgröße30 x 40 cm
Auflage2/3
Signatur

rückseitig signiert, nummeriert (Tinte) und Aufkleber mit Titel und Datum

Kommentar

Angelika Krinzinger hat es wieder getan. Spuren gesucht. Und gefunden. Dieses Mal im Wald. Sagt sie. Beweise hat sie dafür keine. Betrachtet man ihre neue Serie Woodnotes, geht man so richtig nahe an die Bilder heran, kann es passieren, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Wenn es denn überhaupt Bäume sind. Ist dieses eine Bild dort nicht die Makroaufnahme eines Gebirgszugs aus Schokoladeneis auf dem sich zäh ein Gletscher aus Zitroneneis windet, flankiert von einem Hauch Pistazienstaub, der die ausgefranste Baumgrenze dieser süßen Topografie markiert. Und dort, zeigt diese Aufnahme nicht die Stirn eines, in unzählige Jahre gekommenen Elefanten, der müde vom lauten Treiben im indischen Volksfest sein Auge schließt? Anlässlich des besonderen Tages wurde der alte Riese in weiße und rote Farbe getüncht. Dieses Barbie-rosa, da auf dem nächsten Bild: Von unzähligen unregelmäßigen Schindelchen blättert es ab Ist es das Kleid eines tausendjährigen Fischwesens aus unerforschten Tiefen, der ausgerechnet in Angelika Krinzingers Kamera lugt. Oder handelt es sich doch um die Aufnahme einer Zelle, wie sie noch kein Wissenschafter unter sein Mikroskop bekam? Und wo mag sich der Ort befinden an dem die Fotografin diesen verwitterten Steinboden ablichtete? Über die ungleichen Platten zieht sich eine Blutspur. Sie sieht aus, als sei sie von einem chinesischen Meisterka ligrafen mit dem Pinsel gezogen worden. Wohin führt sie? Zu einem Mord? Vie leicht in den Wald? In den Wald, von dem Angelika Krinzinger behauptet, sie habe darin Wegzeichen auf Bäumen fotografiert, Grundstücksbegrenzungen oder Markierungen der Forstbehörde, die für den betreffenden Baum das Todesurteil bedeuten könnten. Was auch immer man sehen mag, diese Arbeiten zeigen auch Malerei. Anonyme Malerei, die unsigniert Zeichen gibt und Entscheidungen fordert, wie es das Leben tut: Weitergehen, abbiegen, stehen bleiben, umdrehen, auf den Auslöser drücken. Oder eben nicht. Angelika Krinzinger zeigt mit ihren Woodnotes einmal mehr wie tiefgründig Oberflächen sein können. Sie hat Spuren gefunden. Ja. Wohin sie führen, bleibt dem Betrachter überlassen. Und das ist gut so.
(Michael G. Hausenblas)

Bäume werden aus unterschiedlichen Gründen markiert. Einerseits um Stellen zu kennzeichnen, etwa um Grundstücke abzugrenzen oder Wege anzuzeigen, andererseits um die Bäume selbst zu markieren, etwa um Schädlingsbefall oder eine Freigabe zur Fällung zu signalisieren. Gemeinsam ist den Markierungen jedenfalls, dass sie dazu da sind um Ordnung zu schaffen, Übersichtlichkeit, wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Sie bringen also Struktur in die Natur, machen sie nutzbar.
Die Fotografien selbst zeigen die rauhe Oberflächen der Bäume die mit Farbe überzogen sind. Es sind Ausschnitte gewählt, die die Flächigkeit einer Leinwand suggerieren, dies aber durch die Tiefenunschärfe an den Rändern der Fotografie und in der Rinde wieder brechen. Das L‘art pour l‘art der Malerei wird hier konterkariert durch die Funktionalität der Markierungen, die erst durch den Filter der Fotografie ins Zwielicht der Abstraktion gezogen werden. Der künstlerische Duktus eines charakteristischen Strichs verschwindet hier zugunsten der Geste des Markierens, die widerum als Verweis auf die Einflußnahme des Menschen so für sich stehen bleibt.
(Galerie Krinzinger)

S-1235, "untitled"
Angelika Krinzinger, "untitled", 2008
S-1235, Ansicht vorne
© Angelika Krinzinger