"Z cyklu Príchod jara do Prahy"
Gelatinesilberabzug
Künstlerstempel auf der Rückseite
Als Sudek 1936 in einem Interview gefragt wurde, ob Fotografie eine Kunst sei, erwiderte er: „Das ist es nicht. Es ist ein schönes Handwerk, das ein gewisses Maß an Geschmack erfordert. Es kann keine Kunst sein, weil es ganz von Dingen abhängt, die es schon vorher gab, nämlich von der Welt um uns herum.“ Die Aussage mag ein Reflex der zahlreichen Auftragsarbeiten sein, doch aus einer übergreifenden Perspektive spiegelt sich darin das Dilemma der damaligen Fotografie im Ganzen wider.
In einer Zeit, in der sich die Fotografie erst als künstlerisches Medium vom bloß Handwerklichen emanzipieren musste, changiert das Werk Sudeks in seiner Uneindeutigkeit zwischen dem Anspruch des 19. Jahrhunderts nach dokumentarischer Strenge einerseits und dem Drang nach Subjektivität und Exzentrik andererseits. Erst in der letzten Schaffensperiode fand Sudek zu jener Vielfalt an Bildersprachen, die sein eigentliches Wesen ausmachte. Seine Bedeutung ergibt sich gerade daraus: Wie kein anderer Fotograf seiner Zeit hat er all diese Widersprüche in seiner Person evident und zugleich fruchtbar gemacht.
(Anton Medrela)