Ansicht vorne
Inv. Nr.S-2506
KünstlerAlbert Renger-Patzschgeb. 1897 in Würzburg, Deutschlandgest. 1966 in Wamel, Deutschland
Titel

"Eichenkamp bei Wamel"

Jahr1945/1946
Technik

Gelatinesilberabzug

Bildgröße29,8 x 39,7 cm
Kommentar

Das Bild entstand, wie viele andere des Spätwerks des Fotografen Albert Renger-Patzsch, in seiner späten Heimatstadt Wamel in Nordrhein-Westfalen. Nachdem der Zweite Weltkrieg mit seinen verheerenden Bom­ben­angriffen einen Großteil seines Werks vernichtet hatte, zog sich Renger-Patzsch nach Wamel in der Gemeinde Möhnesee zurück und pflegte die Naturfotografie.
Albert Renger-Patzsch lehnte die Kunstfotografie ab und wollte nicht als Künstler gelten. Er betrachtete sich selbst als Fotograf und forderte seine Kollegen nachdrücklich auf, die Kunst den Künstlern zu überlassen und sich stattdessen auf ehrliche und sachliche fotografische Qualität zu konzentrieren. In mehreren Essays betonte er diesen Standpunkt und sprach sich gegen jegliche Interpretation seiner Arbeiten aus, bestand darauf, dass sie ausschließlich als fotografische Dokumentation verstanden werden sollten. Diese Philosophie prägte sein gesamtes Werk und war wegweisend für die Neue Sachlichkeit.
Obwohl er selbst keine künstlerische Absicht verfolgte, besitzen die Fotografien von Albert Renger-Patzsch einen großen ästhetischen und künstlerischen Wert. Besonders seine fein komponierten Aufnahmen moderner Landschaften, in denen Fabrikschornsteine und Bäume zu einem faszinierenden Zusammenspiel von Bauwerk und Natur verschmelzen, zeigen seine bewusst melancholisch-düstere Bildsprache. Somit sind die vermeintlichen Dokumentationen von Albert Renger-Patzsch stets mehr als nur bloße Abbildungen.
Etwa ein Jahrzehnt nachdem Renger-Patzsch die Aufnahme gemacht hatte, erschien sie in einem Bildband der Siepmann-Werke, einem Stahlbau-Unternehmen in der Nachbargemeinde. „Wir zeigen den Freunden unseres Werks in diesem Band Bilder der Landschaft, in der wir leben und arbeiten, aus der uns Freude und Kraft für unser Tagewerk zufließt. Wir suchten wiederzugeben, was sich uns im vertrauten Umgang erschloß: ihre wesentlichen Züge, heim- liches Leben, das dem flüchtigen Blick entgeht, Schönheiten, die sich abseits vom Wege aufspüren lassen, den Reichtum der Formen im Wandel des Jahres. Albert Renger-Patzsch hat dies zu finden und festzuhalten gewußt.“, schreibt Walter Siepmann im Vorwort des Bildbandes 1957.1
(Christoph Fuchs)

 

 

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Siepmann-Werke, Bilder aus der Landschaft zwischen Ruhr und Möhne, Belecke (Möhne) 1957. Online unter https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/449865/1 (11.6.2024)

S-2506, "Eichenkamp bei Wamel"
Albert Renger-Patzsch, "Eichenkamp bei Wamel", 1945/1946
S-2506, Ansicht vorne
© Albert Renger Patzsch Archiv / Ann u. Jürgen Wilde, Köln / Bildrecht Wien