Ausstellung
Open Space #7
Michael Kenna, "Mountain Tree, Study 1, Danyang, Chungcheongbukdo, South Korea", 2011/2023, mehr
Ob trutzige Baumriesen oder zarte Pflänzchen, knorrig oder biegsam, Eis und Schnee trotzend oder blühend im warmen Sonnenlicht, im unberührten Walddickicht oder urbanen Umfeld, der Anziehungskraft der Bäume kann sich niemand entziehen.
So hat der Baum Eingang gefunden in Philosophie, Religion, Literatur und Bildende Kunst.
Zum 7. Mal öffnet die Sammlung SpallArt die Türen zum Depot in Salzburg und zeigt in der Ausstellung Verzweigt Fotografien dieser faszinierenden Lebewesen. Aufnahmen aus der Frühzeit der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts, Arbeiten namhafter Künstler des 20. Jahrhunderts, wie Pablo Picasso, Mario Giacomelli und Martin Kippenberger, bis hin zu Aufnahmen renommierter zeitgenössischer Fotografen wie Thomas Struth widmen sich dem Thema Baum.
Singuläre Baumporträts, überwältigende Landschaftaufnahmen, Reisefotografien, Stadtansichten, nächtliche Szenerien spiegeln die vielfältigen Lebensräume der Bäume. Das Spektrum reicht von schier undurchdringbarer grüner Dschungelhölle bis hin zu durch Gärtnerhand zu Tode getrimmte Bäumchen und der zerstörerischen Kraft von Naturgewalten, etwa des Orkansturms „Kyrill“, der 2007 große Waldbestände in Europa zerstörte.
Dokumentierend, spielerisch verfremdend, aufrüttelnd, experimentell - eine Einladung zum Waldbaden in der Kunst der Fotografie.
Ein Teil der Ausstellung wurde bereits in der Städtische Galerie Rosenheim von 22. September bis 5. November 2023 gezeigt – mehr dazu.
Depot der Sammlung SpallArt
2. März bis 5. Oktober 2024
Jakob-Auer-Straße 8
5020 Salzburg
Öffnungszeiten
jeden ersten Samstag im Monat (2.3., 6.4., 4.5., 1.6., 6.7., 3.8., 7.9., 5.10.)
11 bis 13 Uhr
Ein Baum kann viel bedeuten. Für den Dendrologen Alan Mitchell ist klar, was einen Baum auszeichnet und seine Definition ist für alle eindeutig nachvollziehbar: „Ein Baum ist eine holzige, ausdauernde Pflanze, die wenigstens eine Höhe von etwa sechs Meter erreicht; der Stamm kann sich schon sehr weit unten verzweigen, jedoch muss dies oberhalb des Bodens erfolgen.“ Für die Ökologie bedeutet der Baum wiederum Zukunft. Aktuell betont die Debatte zur Klimakrise, dass dem Baum eine zentrale Rolle im Kampf gegen die Erderwärmung zukommt. Das Schicksal des Menschen scheint an jenes des Baumes geknüpft zu sein. Gleichzeitig lässt sich das Motiv des Baumes als Symbol menschlichen Daseins über Jahrtausende zurückverfolgen.
Beschäftigt man sich mit dem Baum in der Fotografie, so ergibt sich ein ähnlich vielfältiges und verzweigtes Bild. Eine stringente Problemgeschichte von 1839 bis heute lässt sich jedenfalls aufgrund der schieren Masse an Baumfotografien nicht formulieren. Es lohnt sich vielmehr, individuelle Pfade durch das Dickicht zu schlagen. Fokussiert man den Blick, so lässt sich in der frühen Geschichte der Fotografie ein Zeitfenster bestimmen, das dem Motiv des Baumes eine ganz spezifische Bedeutung zuweist. Gemeint ist der kurz nach der Mitte des 19. Jahrhunderts (vor allem in Frankreich) erstarkte Gegensatz zwischen moderner Großstadt und unberührter Natur. Diesem Themenblock wird sich der erste Teil des vorliegenden Aufsatzes widmen. Darauf aufbauend wird es im zweiten Teil um die in der Ausstellung aufgefächerte Vielfalt von Fotografien des 20. und 21. Jahrhunderts gehen, die jeweils höchst individuelle Blicke auf das ebenso zeitlose wie aktuelle Thema des Baumes darstellen […]
(Nikolaus Kratzer)
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog
mit Werken von:
Ansel Adams, Alfredo Barsuglia, Max Baur, Herbert Bayer, Adrian Bischoff, Félix Bonfils, Robert Bothner, Hermann Brühlmeyer, Harry Callahan, Lucien Clergue, Alvin Langdon Coburn, Wallace Edwin Dancy, William Edward Dassonville, Adolf Fassbender, Henry Gilpin, Markus Guschelbauer, Robert F. Hammerstiel, Gordon H. Hastings, Peter Hellekalek, Bill Henson, Axel Hütte, Karen Irmer, Sandra Kantanen, Michael Kenna, Hannes Kilian, Martin Kippenberger, Fabian Knecht, Jens Knigge, Nikolaus Korab, Hans Kupelwieser, Koichiro Kurita, Herbert List, Julia Meiners-Bölken, Elfriede Mejchar, Theodor Max Missmann, Albert Monier, Barbara Morgan, Loredana Nemes, Jeff Nixon, Dirk Obracay, Pablo Picasso, Albert Renger-Patzsch, Jill Seer, Nikolaus Similache, Aaron Siskind, Friedrich Viktor Spitzer, Albert Steiner, Otto Steinert, Thomas Struth, Josef Sudek, Arianna Tassotti, Gerhard Trumler, André Villers, Wolf von dem Bussche, Martin Waldbauer, Carleton Eugene Watkins, Heinz-Martin Weiand, Sabine Weiss, Robert Werling, Michael Wesely, Brett Weston und Edward Weston