"Crime Scene #D"
Pigmentbasierte Tintenstrahldrucke, Buchseiten, Tusche und Terpentinöl auf Karton
Die Arbeiten Constitution #A-#N aus der Werkserie After Image ist ein Versuch den Widerstreit zwischen Rationalem und Irrationalem zu überwinden. Als Mensch in einer westlichen Gesellschaft lebe ich in und mit diesem Dualismus. Als würde mein Inneres eine Grenze durchziehen, die meinen Willen in einen vernünftigen und einen intuitiven, kopflosen trennt. Dieselbe Art von Zäsur begegnet mir in der Kunst. Einerseits muss sie eine äußere Form finden und andererseits erschließt sie sich nicht in einem reinen Formalismus. Schematisches verlangt nach dem Undefinierbaren, ein festgelegtes Konzept nach einer Fortsetzung ins Offene. Dieser Zwiespalt beschäftigt mich in psychologischer, formaler, thematischer und auch politischer Hinsicht: Mich interessiert nicht das Aufzeigen dieser Grenzen, sondern die Möglichkeiten die sich aus einem Arbeiten jenseits solcher Gegensätze ergeben können.
Die abstrakten und konstruktivistischen Gestalten in der Serie After Image bestehen aus grafischen Elementen unterschiedlichen Ursprungs: Aus spontan entstandenen Spuren verschiedener Materialien wie Tusche, Staub, Ölgemischen, Ton auf Kartonpapier und aus Fotomaterial. Letzteres stammt aus Ausschnitten der Hintergründe von Bildern psychiatrischer Patienten aus Lehrbüchern die durch Klassifizierung in bestimmte Krankheitsbilder ihre Individualität verlieren. Diese Elemente verarbeite ich so lange, zerschneide sie in konkrete Formen, arrangiere sie und bringe sie wieder in Unordnung, bis sich die ursprünglichen Grenzen zwischen dem formal und inhaltlich Konkreten und dem Undefinierten auflösen. Irgendwann sind sie nicht mehr erkennbar und ihr Ursprung nicht mehr nachvollziehbar. Dann entsteht etwas Neues.
(Bernhard Hosa, 2019)