Ansicht vorne
Inv. Nr.S-0939
KünstlerRudolf Schwarzkoglergeb. 1940 in Wien, Österreichgest. 1969 in Wien, Österreich
Titel

ohne Titel


5b Aktion
Foto: Ludwig Hoffenreich

Jahr1965, vintage
Technik

Gelatinesilberabzug

Bildgröße24 x 36 cm
Kommentar

Der jüngste der Wiener Aktionisten ist fast ebensolange tot, wie er gelebt hatte. Rudolf Schwarzkoglers früher Abgang hat ihm das Schicksal der künstlerischen „Normalisierung“ erspart, wie es ihm die Legendenbildung um seine Person eingebracht hat. Wenn er um die Wandlung vom Staatsfeind zum Staatskünstler herumkam, so nicht um das standhafte Klischee vom Märtyrer für die Kunst. Die Legende von Selbstmord und Selbstkastration als „konsequente“ Folge radikaler körperlicher Selbstbefragung schreibt man bis heute auch in seriösen Publikationen fort. Dies ist gerade insofern bemerkenswert, als die Opferrolle demjenigen zugeschanzt wird, der dafür die geringsten Voraussetzungen mitbringt, war doch Schwarzkoglers Kunst die am wenigsten expressive und in ihrem theatralischen Gehalt zurückhaltendste aller Aktionisten. Und im Gegensatz zu Günter Brus etwa, der den Körper als Substitut der Leinwand begriff und nach dessen Bemalung (kunstgeschichtlich folgerichtig) tatsächlich sezierte, spielte sich Schwarzkoglers Analyse von Körpererfahrungen immer auf der Ebene des Symbolischen ab. Abgesehen von toten Fischen wurde niemand verletzt, nicht einmal das ästhetische Empfinden des Publikums. Dieses war – mit Ausnahme weniger Freunde – zu Schwarzkoglers Aktionen nicht zugelassen.
(Christian Kravagna, aus Kunstforum, Bd. 122, 1993)

Im Bild Rudolf Schwarzkogler und Hermann Nitsch als Modelle.

S-0939, ohne Titel
Rudolf Schwarzkogler, ohne Titel, 1965
S-0939, Ansicht vorne
© Rudolf Schwarzkogler Nachlass / Galerie Krinzinger