ohne Titel
Gelatinesilberabzug, bearbeitet
Voyeuristischer Schnappschuss des tschechischen Fotografen und Erotomanen Miroslav Tichý. Drei Jahrzehnte lang war er mit selbst gebastelten Kameras in seiner Heimatstadt Kyjov unterwegs gewesen. Unter dem Mantel hervor, durch Zäune und Gitter hat er abgedrückt, täglich 100 Mal, immer in der Hoffnung, einen Blick auf eine Frau zu erhaschen. Die so entstandenen, meist verschwommenen und verwaschenen Fotografien entwickelte er selbst, auf ihnen finden sich so gut wie immer Bromflecken, Fingerabdrücke und sonstiger Schmutz. Nach Tichýs Meinung ist die Imperfektion Teil seiner Kunst. Die Bilder selbst klebte er häufig auf gefundenes Papier oder Karton und verzierte diesen mit unterschiedlichen Stiften. Einzelne Partien der Fotografien, die er betonen wollte, zeichnete er nach und verstärkte so die gewünschte Bildwirkung. So entstanden aus allen seinen Arbeiten begehrte Unikate.
Es ist eines jener raren Exemplare, die von Tichy selbst mit einer Rahmung versehen wurden und signiert sind.
(Christoph Fuchs)