Ansicht vorne
Inv. Nr.S-0780
KünstlerMartin Waldegeb. 1957 in Innsbruck, Österreich
Titel

"Yellow"

aus der Serie "Enactments"
Jahr2006
Technik

Pigmentbasierter Tinentstrahldruck, Tinte, Pastel auf Japanseidenpapier

Bildgröße60 x 81 cm
Signatur

rückseitig signiert und datiert

Kommentar

Ein wichtiges Thema in Waldes Werk ist die Auseinandersetzung mit Veränderung und Transformation von Materie und Zuständen – wie von Bewegung zu Stillstand, von Erscheinen zu Verschwinden. Die Arbeit Yellow stammt aus der Serie Enactments, Fotomontagen mit eingezeichneten Figuren. In fotografische Darstellungen alltäglicher Begebenheiten und realer Situationen werden spielerisch mysteriöse Parallelwelten integriert. Die leicht verschobene Ansicht eines realen urbanen Raums wird in der Arbeit Yellow verrätselt durch die eingezeichnete übergroße Figur eines vermummten Kapuzenmannes mit Reisigbündel an einem Zebrastreifen. Seltsam verloren, anwesend und abwesend zugleich, steht er in einem Spannungsfeld zwischen Tatenlosigkeit und eventuell möglichem Agieren. „Es ist einer dieser aus dem Nichts banaler Alltäglichkeit auftauchender nobodies, deren Geschichten üblicherweise verloren gehen oder aber […] künstlerische Prozesse unabhängiger Transformationen in Gang setzen können.“ (Anneliese Pohlen, Martin Wald. Die lange Geschichte der Enactments). Ob und was geschieht, bleibt offen für Spekulationen. Die Zeit steht still. Ein irritierender Stillstand, der existenzielle Fragen aufwirft. Durch das Eintauchen des Umfelds des Mannes in ein übernatürliches Gelb – ein Stilmittel von Walde, der die Figuren damit der physischen Wirklichkeit entzieht – sowie die verschobenen Größenverhältnisse von Raum und Figur, ergibt sich eine fantastisch-poetische Konstellation, die unsere festgefügte Wahrnehmung von Ordnung, Realität, Zeit und Raum erheblich irritiert.
(Petra Noll, 2013)

Enactment (engl. in Kraft setzen, Inkraftsetzung) ist ein Begriff aus der Kommunikationstheorie und bezeichnet den Prozess, durch den eine bestimmte Realität sozial konstruiert wird. So werden Strukturen und Vorfälle, die eine Organisation ausmachen, erst durch Handeln erzeugt. Enactment wurde schon 1928 von William Isaac Thomas beschrieben: „Wenn die Menschen Situationen als wirklich definieren, sind sie in ihren Konsequenzen wirklich.“ Das Erzeugen von Realität durch Handeln kann man sich am Beispiel eines Pantomimen verdeutlichen. Sein Handeln suggeriert unsichtbare Gegenstände. Dies verdeutlicht der Pantomime durch sein Handeln, indem er sich so verhält, als ob der Gegenstand vorhanden wäre. Er wird sich also auf den scheinbaren Gegenstand aufstützen, ihn umrunden. Eine Beobachter:in sieht zwar keinen Gegenstand, sondern leitet aus dem Verhalten des Pantomimen die Existenz ab. Man könnte auch sagen, der Gegenstand existiert, solange sich der Mime so verhält als wäre der Gegenstand real.
(wikipedia)

S-0780, "Yellow"
Martin Walde, "Yellow", 2006
S-0780, Ansicht vorne
© Martin Walde