"Reisebilder/Standbilder"

Gelatinesilberabzug auf Barytpapier

rückseitig signiert, nummeriert und datiert

Der Auslöser für die Bildpaare der Standbilder ist die Existenz eines Bildes von 1971. "Es ist in gewisser Hinsicht", so Bechtold, "eine Art Simulacrum zum Polizei-Radarbild: der Bildreiz liegt auch hier im Vergangenen, in etwas, das geschehen ist". Der Bildauslöser des Reisebilder-Zwillings wird jedoch durch subjektive Zeitfeststellung und objektive Zeiteinwirkung aktiviert, das Bild also auch hier durch etwas anderes als einen Motivreiz,eine Bildwillen oder ein Inszenierungskonzept ausgelöst. Die Auslöser der Reisebilder von damals konnten jedoch niemals jene der Standbilder von 2001 sein. Jene waren ja Paraphrasen auf Touristenfotos, mutwillige Fakes irgendeines Landes, übermütige Willkür zwischen Bezeichnetem und Bezeichnung, also einfach kritische Reflexion des Mediums, ohne von den durch sie später ausgelösten Standbildern überhaupt zu wissen.
Die Bilder von 2001 sind auch wieder Fakes, nehmen Bezug auf Fakes, nehmen Bezug auf 1971, stellen diese Bilder nach. Sind also halbwegs objektiv hinsichtlich der Bilder von 1971, abzüglich dessen, so Bechtold, "was die Zeit aus diesen Bildern bereits ausgewaschen hat". Was jedoch den Grad der Objektivität selbstredend wieder steigert. Die Standbilder bilden, so stellt sich heraus, zweierlei ab. Einerseits einen geschlossen Zirkel insofern, als es Fotografien sind, die sich invers auf Fotografien beziehen, und andererseits einen imaginierten irreversiblen Zeitpfeil,der erst durch die Markierung einer bestimmten Zeitspanne das Faktum eines eines bestimmten Zeitraumes erzeugt.
(Sylvia Taraba in: Gottfried Bechtold. Reine und gemischte Zustände, Kunsthaus Bregenz 2006, S. 79)