"An der Adria (Anna Koppitz)"
Pigmentdruck
Atelierstempel, Stempel rückseitig
Das Bild entstand als eine der ersten Aktaufnahmen des bereits vierzig jährigen Rudolf Koppitz auf der Hochzeitsreise mit seiner Frau Anna Koppitz im Jahr 1923 an der italienischen Adria bei Venedig. "Die beiden fotografierten einander nackt, auf Felsen im Meer hingestreckt. Die Haltung, die alles andere als natürlich oder bequem erscheint, ist weniger innige Liebesbekundung denn mühsam erarbeitete Kunstfotografie. Statt Nähe und Zuneigung zueinander bildlich darzustellen, wie man es auf einer Hochzeitsreise erwarten würde, entschied sich das Paar für eine anonymisierte Pose, in der man sie weder gemeinsam noch intim oder erotisch aufgeladen erlebt."1
Anna Koppitz wurde 1895 als Anna Arbeitlang in Österreich oder Deutschland geboren. Wie Rudolf studierte sie Fotografie an der vom Fotochemiker Josef Maria Eder gegründeten Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, wo sie 1917 Assistentin wurde. Rudolf war bereits 1913 zum Assistenten ernannt worden, bevor er in den Krieg eingezogen wurde und als Feld- und Luftbildfotograf diente.
1920 gründete Anna ein Atelier im fünften Wiener Gemeindebezirk, in dem Rudolf Koppitz ab 1921 Teilhaber war. Die beiden heirateten im Sommer 1923 und das Atelier firmierte nur mehr unter seinem Namen. Sie arbeiteten gemeinsam an künstlerischen Aufträgen, Publikationen und Projekten. Anna war auch Rudolfs Assistentin bei dessen künstlerischen Arbeiten, seine Fotoretuscheurin und arbeitete mit ihm an seinen ersten Aktstudien, einigen seiner Selbstporträts, und stand ihm oft Modell. Sie dürfte einen nicht unwesentlichen Einfluss darauf gehabt haben, dass ihr Mann sich der Aktfotografie widmete und sogar vor nackten Selbstporträts nicht zurückschreckte.
(Christoph Fuchs)
Anmerkung
1
Magdalena Vukovic, ‚Die Kunst des Körpers‘, in: Monika Faber (Hg.), „Rudolf Koppitz. Photogenie. 1884–1936“, Wien 2013, S. 31