"Uri-Rotstock 1 46°51’N 8°32’E"
Isenthal, Schweiz
C-Print auf Dibond auf Diasec
Auf den ersten Blick wirken die Nachtaufnahmen der mächtigen Berg- und Gebirgslandschaften wie Langzeitaufnahmen bei hellem Mondlicht. Betrachtet man die außergewöhnlichen Ansichten jedoch genauer, zeigen sich meisterliche Werke der Inszenierung.
Adrian Bischoff ist Werbefotograf aus Frankfurt am Main und beschäftigt sich schon seit mehr als einem Jahrzehnt mit der fotografischen Aufnahme von Bergen bei Dunkelheit. Mittels zwanzig Kilometer weit strahlenden Punktlichtscheinwerfern beleuchtet er die steinernen Formationen meist von mehreren Standpunkten aus. Aus hunderten von Einzelaufnahmen montiert er dann in der Nachbearbeitung am Computer, wie bei einem Puzzle, eine Ansicht, die es so nie gegeben hat. Bischoff meint dazu: "Es ist faszinierend, was da rauskommen kann: Ich habe eine schwarze Leinwand und meißle mein Kunstwerk heraus."
Die Scheinwerfer werden bei der mehreren Stunden lange dauernden Aufnahme-Inszenierung geschickt positioniert und deren relativ kleiner Lichtkegel langsam über die Bergrücken bewegt. Die Dramatik der Schatten entsteht durch das ungewohnte Unterlicht, das so in der Natur nur bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang vorkommen kann. Die zusätzliche Irritation entsteht durch den Kamerastandpunkt, der meist weit entfernt von den Scheinwerferstandpunkten liegt.
Die Liebe zu den Bergen liegt in Adrian Bischoffs Kindheit: Seine aus der Nähe von Salzburg in Österreich stammende Mutter verbrachte mit ihren Kindern gerne Zeit in der Natur und in den Bergen. Was damals noch als lästiger Familienausflug und Pflicht wahrgenommen wurde, drückt sich heute für Bischoff als Faszination und Bewunderung für die Steinriesen aus.
Die ausgeklügelte Patchwork-Technik seiner Aufnahmen entstand durch jahrelange Versuche mit Blitzen, Leuchtraketen und Millionen Watt starken Scheinwerfern die zur Erkenntnis führten, dass so eine große Fläche wie ein Berg nur in einzelnen kleinen Teilen beleuchtet werden kann. Insofern führt uns Adrian Bischoff mit seinen Werken an die eigentliche Bedeutung des Worts Fotografie – aus altgriechisch φῶς phōs „Licht“ (im Genitiv φωτός photós) und γραφή graphḗ für zeichnen, malen, schreiben – dem Zeichnen mit Licht.
(Christoph Fuchs, 2023)