"Hyères, France, 1932"
Pigmentbasierter Tintenstrahldruck auf Baryt
rückseitig signiert, betitelt, datiert und nummeriert (Tinte)
Henri Cartier-Bresson war ein Vorbild für viele, die sich in den Achtzigerjahren der Fotografie annäherten und für die die Pflichtfiguren des entscheidenden Augenblicks, die ausgewogene Komposition und der schwarze Rand um den Abzug - Beweis für den Nicht-Ausschnitt - die einzigen Garanten für eine "gelungene" Fotografie waren.
In einer Zeit, in der Photoshop es jedem erlaubt, jede Art von Misserfolg wieder gutzumachen und das Bild nach Belieben zu manipulieren, mögen diese Gebote etwas merkwürdig erscheinen. Wie um es durch Widerspruch zu beweisen, wurde aus einer Auswahl von Bildern alles, was den entscheidenden Moment darstellt, ausradiert. Trop tôt, trop tard (Zu früh, zu spät), so der Titel der Serie, ist einem Film von Straub und Huillet entlehnt, der historische Fakten allein durch lange Kamerafahrten auf der Straße und in der Landschaft erzählt.
Das Ergebnis, das ein anderes Verhältnis zur Zeit herstellt, liefert eine neue Lesart des Werkes des französischen Meisters. Es hebt eine Auswahl topografischer Schauplätze hervor, die sich auf ganz bestimmte Gesichtspunkte beziehen, betont die Geometrie der Kompositionen und lädt uns ein, uns die Wanderungen Cartier-Bressons vorzustellen, auf der Suche nach dem perfekten Ort und dem richtigen Moment, um den Knopf zu drücken. Schließlich vermittelt die so rekonstruierte Welt von Cartier-Bresson ein seltsames Gefühl der Einsamkeit.
(Isabelle Le Minh)