"X-Plantation 14"
Digitaler C-print
Signed, dated (pencil), titled and numbered on lable on verso.
Flugzeug, Fläche (plane), Bepflanzung, Gewebszüchtung (plantation), ein für seinen Realismus bekannter Flugsimulator (X-Plane): Ein genaues Lesen des Titels trägt bei Hubert Blanz immer schon viel zur Identifizierung seiner Werke bei. Vertieft man sich in die detaillierten Informationen zu X-Plantation, erschließen sich auch noch seine Interessen und Arbeitsmethoden: "Züchtung lebenden Gewebes außerhalb des Körpers auf einem künstlichen Nährboden in einer Gewebekultur, um Wachstum und Vermehrung zu studieren und mit den Vorgängen am lebenden Organismus zu vergleichen." Die inhaltliche Verzahnung der anfangs angeführten Begriffe findet ihre Entsprechung in der formalen Verzahnung, in der Überlagerung und Staffelung der Luftbilder von Flugpisten. Das gesamte Bildmaterial stammt aus dem Netz, aus unserer zweiten Welt, die wir mittlerweile mithilfe unglaublich perfekter Satellitenaufnahmen nahtlos durchklicken können. Die Kameras im All haben alles im Blick und zeichnen alles auf. Für die UserInnen schrumpfen die geografischen Distanzen je nach Bildschirmgröße auf wenige Zentimeter und Zahlen. Die so vor uns ausgebreitete virtuelle Welt aus Fotos und Geodaten erlaubt die sekundenschnelle Navigation quer über den Globus, aber auch quer durch die Zeit. Denn letztlich haben wir ein Puzzle aus Aufnahmen vor uns, die unterschiedlich alt sind, teilweise sogar Jahre zurückliegen.
Für die Screenshots arbeitet Hubert Blanz wie mit einer Kamera: Ausschnitt, Distanz und Blickwinkel werden von ihm bestimmt, dann löst er aus. Nach dem Freistellen sind die anvisierten Flughäfen endgültig keine geografisch bestimmbaren Destinationen mehr, sondern grafische Gefüge von Strecken in den verschiedensten Farbwerten mit linearen Mustern und Beschriftungen – außer in seinen Computerfiles, dort sind die Bilder noch für die Montage unter "Amsterdam" oder "Denver" gespeichert.
Letztlich haben wir die Rollbahnen wie in Etagen angelegt vor uns, als ob es darum ginge, den Flugverkehr noch effizienter abfertigen zu können. Eine überzeichnete futuristische Ahnung, die so absurd nicht ist?
(Ruth Horak)