"Hochsitz 48 Ringgau/Hessen"

Pigmentbasierter Tintenstrahldruck

Bertram Kobers Serie "Hochsitz" entstand zwischen 2001 und 2005. Seine genau kalkulierte Auswahl der Bildausschnitte und das gleichartige Licht während der Aufnahmen lassen den Betrachter das trübe Klima in den menschenleeren Landschaften spüren. Die sachlich beschreibende Diktion macht es möglich die "Architektur" der Hochsitze, ihre Unterschiedlichkeit und ihre Ausstrahlung, die sowohl Stärke wie auch Brüchigkeit vermittelt, in Ruhe zu studieren. Neben mobilen Konstruktionen gibt es auch thronähnliche Varianten, mittels derer sich die Jäger gleichsam im doppelten Wortsinne über ihren Landstrich "erheben". Zwischen den zum Teil kurios anmutenden, selbstgebauten Beobachtungstürmen der Jäger macht sich Ungemütlichkeit breit. Der Betrachter sucht nach den Spuren des Wildes und findet keine, vielmehr sieht er sich selbst an dessen Platz gestellt und: nirgends in den Landschaften findet sich der schützende Wald. Die zuerst skulptural anmutende Ästhetik der Hochsitze verwandelt sich in Gefühle der Gefahr und des Bedrohtseins. An Stelle hochgemuter Empfindungen des "Nichts gleicht auf Erden dem Jägervergnügen" – wie es in der Carl-Maria-von-Weber-Oper "Der Freischütz" besungen wird – treten Fragen nach der Sinnhaftigkeit. Gutbekanntes wirkt auf einmal befremdlich. Der Künstler erreicht so eine unmittelbare emotionale Wirkung. Die Arbeiten faszinieren nicht nur, sie verunsichern auch wie sie gleichermaßen sensibilisieren.
Christine Dorothea Hoelzig