"Winter Fog"
monochromer Karbrodruck auf Karton
signiert (Bleistift) auf Kartonvorderseite; Etikett auf Kartonrückseite
Der relativ unbekannte Fotograf Floyd Butler Evans schuf mit diesem Bild ein wunderbares Beispiel für den Piktorialismus, einer Stilrichtung der Fotografie, die ihre Blütezeit Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg hatte.
Ziel des Stiles war es, nicht lediglich ein bloßes Abbild eines Augenblicks in der Realität zu schaffen, sondern eine symbolische Darstellung von Gemütszuständen zu erzielen. Dabei galt es den Piktorialismus und somit die Fotografie allgemein als vollwertiges künstlerisches Ausdrucksmittel zu etablieren. Stilistisch orientierte man sich zunächst insbesondere am Naturalismus in der Malerei. Die Diskussion, ob die Fotografie eine Kunst sei oder jemals eine werden könne, beschäftigte die Kunsttheoretiker seit der Erfindung der Fotografie. Während sich das damals neue Medium für Porträts und Reportagen rasch durchsetzte, blieb die künstlerische Anwendung selten. Das Hauptargument gegen die Fotografie als Kunstform war, Fotografie sei ein technischer Vorgang, bei dem der Fotograf lediglich den Auslöser zu betätigen habe. Die Fotografie sei also nur Abbild der Natur, während wahre Kunst eine Verarbeitung sein müsse. Aus dem von der Natur angebotenen Farben- und Formenreichtum müsse der bildende Künstler auswählen, um die beabsichtigte Aussage zu treffen. Diese Auswahl sollte mit den Stilmitteln des Piktorialismus auch in der Fotografie erreicht werden.
(Christoph Fuchs)