Ansicht vorne
Inv. Nr.+S-2760
KünstlerMartin Kippenbergergeb. 1953 in Dortmund, Deutschlandgest. 1997 in Wien, Österreich
Titel

"Armaturenbrett Opel Manta"


(Was geht einem Opel-Manta-Fahrer durch den Kopf wenn er gegen den Baum fährt?)

Jahr1991
Technik

gefräste Holzskulptur mit Aplikationen aus braunem Holz, geölt und Eisenstift

Bildgröße31 x 133 cm
Auflage10 (1 e.a.)
Signatur

Expertise von Martin Kippenberger, 22.10.1991 und E-Mail welche den Eisenstift im Armaturenbrett erklärt

Kommentar

In Deutschland gibt es eine neue Lachnummer. Nach den stolzen Besitzern des ostdeutschen Trabant stehen jetzt die Opel Manta-Fahrer im Rampenlicht. Filmregisseure haben sie bereits als Hauptdarsteller für ihre Komödien ausgewählt. Der Manta ist kein gewöhnlicher Sportwagen; seine Karosserie strotzt nicht gerade vor Eleganz, und sein heulender Motor klingt nicht nach entfesselter Kraft. Und doch ist er ein Sportwagen, ein Sportwagen für jedermann, und gut genug für die schnelle Flucht an der Ecke, oder um bei der Lieblingsfriseuse einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Martin Kippenberger macht gerne Witze. Er taucht ein in den Manta-Wahn und wühlt sich furchtlos durch die tiefsten Sümpfe vulgärer Gefühle. Kunst und dumme Witze, zwei sich gegenseitig abstoßende Elemente: Er fügt sie zu spannungsgeladenen Einheiten zusammen. Kippenberger ließ acht Armaturenbretter aus Baumstämmen schnitzen - eine seltsame Kollision von Technik und Handwerk. Doch erst als man entdeckte, dass es sich um Nachbauten von Opel Mantas handelte, entfaltete sich das Werk in seiner ganzen humorvollen Pracht. In dieser Ausstellung füllten Autoteile aus Holz die Räume der Galerie. Eine dieser Skulpturen fungierte als Stolperstein am Eingang, eine andere war auf einem Kühler in der Höhe montiert, in der sich in einem Sportwagen normalerweise das Armaturenbrett befindet. Drei Holzteile wurden in der Mitte des Raumes zu einem "Scheiterhaufen" zusammengesetzt.
Kippenberger stellte zusammen mit seinen Assistenten Merlin Carpenter, Michael Krebber und Ulrich Strothjohann aus und unterstrich damit die pädagogische Funktion, die seine Arbeit seit Beginn seiner Lehrtätigkeit an der Akademie in Frankfurt prägt. Sie unterstreicht die Rolle des zeitgenössischen Künstlers als Organisator und Produzent sowie als einer, der ein Projekt selten selbst ausführt, sondern die Ausführung seinen Assistenten überlässt. Nur in einem Fall gibt es eine direkte Zusammenarbeit: Auf einem von Kippenbergers Armaturenbrettern breitet sich ein riesiges, grünes Samttuch aus, ähnlich wie Moos auf Holz, und füllt fast den gesamten mittleren Raum der Galerie aus. Strothjohann setzt mit seiner Golfplatzfotografie, die auf dem Samt platziert ist, einen weiteren bedeutungsvollen Akzent in dieser Arbeit. Das Tuch wird zum aristokratischen grünen Spielplatz der Reichen und Neureichen. Strothjohanns Fotoserie "Löcher dieser Welt" (1991) ist ansonsten unauffällig. Die Idee, verschiedene Arten von Löchern in verschiedenen Teilen der Welt zu fotografieren, wird durch seinen ungewollt dilettantischen Umgang mit der Fotografie ernsthaft beeinträchtigt. Auch den Papierarbeiten von Carpenter fehlt es an Reife. Sowohl inhaltlich als auch formal ist seine Bildsprache noch zu willkürlich und unscharf. Am vielversprechendsten scheinen die Übermalungen von Modefotos zu sein. Die Arbeit von Krebber hingegen war durchaus überzeugend. Auf den ersten Blick glaubt man, ein Gemälde an der Wand zu sehen, das mit weißer Farbe auf schwarzem Grund in einem farbigen Rahmen gemalt wurde.
Bei näherem Hinsehen erkennt man an den gelben Rändern, dass es sich bei dem vermeintlichen Gemälde um ein Readymade handelt, das einen umgestülpten Kodak-Filmkarton darstellt. Die weißen Linien auf dem schwarzen Karton der Innenseite des Kartons werden zum Lockmittel für den Betrachter.
(Justin Hoffman, aus: Artforum, Vol. 30, Nr. 6, Februar 1992)

+S-2760, "Armaturenbrett Opel Manta"
Martin Kippenberger, "Armaturenbrett Opel Manta", 1991
+S-2760, Ansicht vorne
© Estate of Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne